Freitag, 25. Januar 2008

Algorithmische Erotik

Mitte der 90er konnte man mich getrost zu den unbedarften Softies in Sachen Grundlagenwissen der Informatik zählen. Deren wahrscheinlich wichtigster Bestandteil sind und waren Algorithmen. Wer jetzt gähnt, ist Künstler, Friseuse oder hat an seinem Computer noch nie etwas sortiert. Zum Beispiel die monatlichen Ausgaben in einer Excel-Tabelle. Jetzt bin ich aber am gähnen.

Während ich mit meinen bescheidenen Kenntnissen zur Materie im Vergleich zur Entwicklung der Ausbildung des durchschnittlichen Informatikers immer mehr zum Hardliner avanciere, drängt sich mir eine erschreckende Erkenntnis auf: Ein steigender Prozentsatz der programmiertechnisch versierten Bevölkerung hält Sex für erotischer als einen guten Algorithmus. Schande über euch! Ihr zu Tieren generierenden, fast-food-open-source kosumierenden und ineffiziente Scriptsprachen verherrlichenden Nachahmer Hirn benutzender Vorfahren!

Doch ruhig, Brauner. Lasst mich erläutern.

Ich hatte mich zum Beispiel vor einiger Zeit der Illusion hingegeben, man könnte begabte Hochschulpraktikanten während eines Vorstellungsgespräches unter anderem durch einen ad hoc vorgetragenen Quicksort-Implementationswunsch in einer beliebigen Programmiersprache herausfiltern. Betrachtet man einen 100%-Filter als Erfolg, so habe ich richtig gelegen. Allein die Frage nach den Unterschieden diverser Sortier-Algorithmen hat die meisten aus der Bahn geworfen.

Da frage ich mich doch folgendes: Habt ihr schon einmal Daten in der Hand gehalten, deren Gewicht euch förmlich zu Boden drückte? Würdet ihr bei der Benutzung von Photoshop gern fünf Minuten auf das Ergebnis der Unschärfemaske warten? Habt ihr Hänsel schon einmal ohne Benutzerinteraktion durch ein Labyrinth zu seiner bereits ganz hippelig wartenden Gretel geschickt? Ohne gute Algorithmen hättet ihr nicht mal Doom auf einem Quadcore mit GeForce8 zocken können, ganz zu schweigen vom erfürchtigen Schweigen angesichts des Glitzerns auf der Waffe des Feindes im Shooter eurer belanglosen Wahl.

So, ich habe fertig.

Besinnt euch auf die Quellen, die Ursprünge, das Wesentliche. Lernt von Robert Sedgewick und anderen. Keine Scriptsprache wird euch bei der Bildanalyse helfen, kein java.util.Collections.sort() wird eure hierarchische Datenstruktur mit siebenstelliger Anzahl von Einträgen sortieren können. Und niemand wird euch helfen, wenn euer Captcha wieder mal von einem neuen Spam-Bot überrannt wird. Da hat dann wohl mal jemand anderes nachgedacht.

Im nächsten Post meines integren und gern gelesenen Blogs: Eine Datenbank kann mehr als select, update und delete. Verflucht nochmal!

Freitag, 11. Januar 2008

Die Magie bekiffter Tiger

Zum inzwischen dritten Mal in Folge seit dem Jahre 2005 folgten meine Kollegen und ich gestern dem Ruf unserer Firmenleitung und besuchten die atemberaubende Welt des Circus Sarrasani. Wohl vorbereitet, dem wahrscheinlich schlechtesten Varieté der Welt bei nur bedingt genießbarem Abendessen beizuwohnen, traf es mich doch wieder ziemlich hart. Man darf nicht glauben, das "Strudel von Steinchampignons auf glaciertem Frühlingslauch" auch nur im Entferntesten lecker wäre.

Nachdem wir nicht im Geringsten magische Momente des großen André Sarrasani erleben durften (immerhin hat er einen Tiger, wenn auch scheintot), quälten uns verschiedene Perlen der internationalen Zirkuswelt. Da wäre zum Beispiel Juri, die Küchentuch tragende Schwuchtel aus der Ukraine. Wer schon immer mal ein stark behaartes vorderasiatisches Sixpack an zwei Seilen turnend sehen wollte, dem sei die Show hiermit wärmstens empfohlen. Wahrscheinlich frisch von Kiews Turnmeisterschaft importiert, wusste Juri vor allem meine KollegInnen zu beindrucken. Von ihnen wurde nur die mangelnde Sicht auf Po und Weichteile bemängelt, verursacht durch eine Art Lappen, welche meine Mutter in der Küche zu Reinigungszwecken aufzubewahren pflegt.

Um die Fans bedingt erotischen Seilsports gänzlich aus dem Slip springen zu lassen, verwöhnte uns danach Marie an einem Seil. Nunja, muss man mehr sagen? Ihr war deutlich anzusehen, das auch Gurkenmasken irgendwann versagen. Sehr unterhaltsam war auch das Jamaikanische Duo, welches im Grunde genommen minutenlang auf dem Kopf über die Bühne hüpfte. Die Drogen will ich auch!

Um das Elend halbwegs erträglich zu halten, konsumierte der jüngere Teil der Firmenmannschaft, zu welchem ich mich unverblümt hinüber gerettet hatte (eigentlich U30, aber wer will schon pingelich sein), Pauschaltarif-Alkohol in rauhen Mengen. Ab diesem Punkt sollte man sich unbedingt in der Nähe unserer Redaktions-Praktikantinnen aufhalten, und ein anzüglicher und gürtellinienunterscheitender Abend ist einem gewiß. Und so sollte es auch gestern wieder sein. Es geht doch nichts über einen würdigen Einstieg ins neue Jahr. Prost!